Albus
Der Albus, auch bekannt als Weißgroschen (vom lateinischen grossus albus – „weißer Groschen“), ist eine bedeutende Silbermünze, die ihren Ursprung im späten Mittelalter hat und bis in das 18. Jahrhundert hinein eine wichtige Rolle im westdeutschen Münzwesen spielte. Der Name Albus leitet sich von der hellen, silberglänzenden Farbe der frühen Prägungen ab, die sich deutlich von den damals üblichen dunkleren Mischlegierungen abhob. Ursprünglich wurde der Albus gegen Ende des 14. Jahrhunderts im Rheinland eingeführt, insbesondere in Trier, Köln und Mainz, und entwickelte sich schnell zu einer verbreiteten Handels- und Alltagsmünze.
Im numismatischen Kontext nimmt der Albus eine zentrale Stellung in der Münzgeschichte Westdeutschlands ein. Während seiner langen Prägezeit veränderte er mehrfach Form, Gewicht und Wert, blieb jedoch stets ein wichtiger Bestandteil des regionalen Umlaufs. Besonders im 17. und 18. Jahrhundert wurde der Albus als Kleinmünze weiterhin genutzt, nun jedoch meist als 2-Kreuzer-Stück oder Halbbatzen, was ihn zu einer typischen Rechen- und Gebrauchsmünze im südwestdeutschen Raum machte. Zu dieser Zeit war der Albus zwar nicht mehr die hochsilbrige Münze der Anfangszeit, aber seine Bekanntheit und Akzeptanz im Handel blieben ungebrochen.
Die Gestaltung der Albus-Münzen war regional unterschiedlich, häufig jedoch mit religiösen oder herrschaftlichen Symbolen versehen. Besonders verbreitet war das sogenannte „Reichsapfel-Albus“-Design, bei dem auf der Rückseite ein Reichsapfel als zentrales Motiv dargestellt war. Daneben finden sich Wappen, Kirchenpatrone oder stilisierte Städteansichten, die den Albus auch zu einem wertvollen kulturhistorischen Spiegel seiner Zeit machen. Die große Vielfalt an Ausgaben und die unterschiedlichen Münzstände in Städten und geistlichen Territorien machen den Albus heute zu einem spannenden und facettenreichen Sammelgebiet in der Numismatik.
Für Münzsammler ist der Albus nicht nur aufgrund seiner langen Prägegeschichte interessant, sondern auch wegen seiner Bedeutung als Zeugnis wirtschaftlicher und politischer Entwicklungen in Westdeutschland. Er steht exemplarisch für den Übergang von mittelalterlichen zu neuzeitlichen Münzsystemen und zeigt, wie sich Münzen an veränderte wirtschaftliche Bedingungen anpassen mussten. Durch seine Verbreitung über mehrere Jahrhunderte und Regionen hinweg ist der Albus bis heute ein faszinierendes Beispiel für die Funktion von Münzen als Bindeglied zwischen Alltag, Handel und Herrschaft im Alten Reich.