Dirham
Der Dirham ist eine wichtige historische Münze und Gewichtseinheit in der islamischen Welt, deren Ursprünge bis in die Spätantike zurückreichen. Numismatisch bezeichnet der Dirham eine Silbermünze, die seit der frühen islamischen Zeit um das 7. Jahrhundert n. Chr. eine zentrale Rolle im Währungssystem vieler islamischer Reiche spielte. Der Begriff „Dirham” leitet sich vom griechischen „Drachme” ab und wurde über das Sassanidenreich in die arabische Welt übernommen. Mit der Ausbreitung des Islam verbreitete sich der Dirham als Währungseinheit von Spanien im Westen bis nach Zentralasien und Indien im Osten.
Die frühesten islamischen Dirham waren sowohl in ihrem Gewicht als auch in ihrem Aussehen noch stark an die sassanidischen Vorbilder angelehnt. Unter Kalif Abd al-Malik wurden jedoch im 7. Jahrhundert Reformen

eingeführt, die zu einem klaren islamischen Charakter führten: Bilder verschwanden und wurden durch Kalligraphie mit religiösen Inschriften, insbesondere der Schahada, sowie Angaben zum Ort und Jahr der Prägung ersetzt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde dieses Design zum Standard für Silbermünzen in der islamischen Welt.
Dirham sind aus numismatischer Sicht äußerst interessant, da sie nicht nur monetäre, sondern auch kulturelle und politische Informationen vermitteln. Anhand der Angabe des Prägejahres und der Münzstätte lassen sich Handelswege, politische Machtverhältnisse und wirtschaftliche Netzwerke rekonstruieren. Die große Vielfalt der Dirham ist für Sammler und Historiker besonders spannend, da sie unter zahlreichen Dynastien wie den Umayyaden, Abbasiden, Seldschuken, Fatimiden, Mamelucken und vielen anderen geprägt wurden.
Der Dirham spielte auch im interkulturellen Handel des Mittelalters eine wichtige Rolle – beispielsweise auf der Wolga-Route, wo arabische Dirhams ihren Weg nach Skandinavien fanden und häufig in Schatzfunden auftauchen. Einige wurden jahrhundertelang als Zahlungsmittel und Silberstandard verwendet. Der Dirham behielt auch lange Zeit seine Funktion als Gewichtseinheit und beeinflusste bis in die osmanische und moderne Zeit hinein die Münz- und Gewichtssysteme in islamischen Regionen.
Im heutigen numismatischen Diskurs ist der Dirham ein zentraler Gegenstand der islamischen Numismatik. Seine Vielzahl an Prägungen, seine historische Bedeutung und seine Rolle im globalen Handel machen ihn zu einem spannenden Forschungsgebiet für Numismatiker weltweit. Ob als Sammlerstück, Forschungsobjekt oder kulturhistorisches Zeugnis – der Dirham verkörpert wie keine andere Münze die Verbindung zwischen Religion, Politik, Wirtschaft und Kunst in der islamischen Welt.