Yazdagird-Ära

Die Yazdagird-Ära ist eine bedeutende Zeitrechnung in der Geschichte der iranischen und islamischen Numismatik. Sie beginnt mit dem Regierungsantritt des letzten sassanidischen Großkönigs Yazdegerd III. im Jahr 632 n. Chr. und wurde vor allem im iranischen Raum, aber auch in Regionen unter persischem Kultureinfluss, zur Datierung auf Münzen und in offiziellen Dokumenten verwendet.

Im numismatischen Kontext spielt die Yazdagird-Ära eine zentrale Rolle für die Einordnung spätantiker und frühislamischer Prägungen. Besonders im Gebiet des ehemaligen Sassanidenreiches wurden Münzen mit dieser Ära auch nach dem Tod Yazdegerds im Jahr 651 noch jahrzehntelang weiter geprägt, zum Teil sogar bis ins 9. Jahrhundert. Dies erklärt sich dadurch, dass viele lokale Dynastien – etwa die Barmakiden, die Tahiriden oder die Saffariden – in der frühislamischen Zeit weiterhin persische Traditionen pflegten und die Yazdagird-Zeitrechnung als kulturelles Erbe beibehielten.

Die Datierung nach der Yazdagird-Ära erfolgt solaritisch, d. h. sie basiert auf einem Sonnenjahr mit einem festen Jahresbeginn, meist in Verbindung mit dem zoroastrischen Kalender. Das Jahr 1 der Yazdagird-Ära entspricht 632/633 n. Chr., was bei der Bestimmung von Münzdaten eine gewisse Umrechnung erfordert. Der Zusatz “Anno Yazdegerdis” oder die Abkürzung “AY” auf Münzen ist ein typisches Merkmal für diese Ära.

Für Numismatiker ist die Yazdagird-Ära nicht nur eine datierungstechnische Hilfe, sondern auch ein Hinweis auf die kulturelle Selbstbehauptung persischer Gebiete nach dem Untergang des Sassanidenreichs. Die Kontinuität dieser Zeitrechnung auf Münzen belegt, wie stark das persische Erbe auch unter islamischer Herrschaft weiterlebte. Besonders bei der Analyse islamischer Kupfer- und Silberprägungen aus dem Osten des Kalifats ist die Kenntnis der Yazdagird-Ära entscheidend, um Prägejahre korrekt einzuordnen und historische Entwicklungen zu rekonstruieren.